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Die Feuerwehren des Kreises Siegen-Wittgenstein wollen durch noch bessere interkommunale Zusammenarbeit die Stadtsäckel der Städten und Gemeinden entlasten und ihre Einsatzabläufe optimieren. Davon betroffen ist der Bereich der ABC-Einsätze, also solcher Einsätze , die mit atomaren, biologischen oder chemischen Gefahren zu tun haben. Dies sieht das von den Wehrführern und dem Kreisbrandmeister überarbeitete ABC-Konzept des Kreises Siegen-Wittgenstein vor. Kreuztals Feuerwehrchef Berthold Braun erläuterte dem Kreuztaler Feuerwehrausschuss in dessen jüngster Sitzung das neue Konzept und was es für die Kreuztaler Feuerwehr bedeutet.

ABC-Ausrüstung ist kostspielig

Wo gefährliche Stoffe und Güter im Spiel sind, sind kostspielige Ausrüstung und großes Wissen vonnöten. Und genau dafür beschaffte sich jede einzelne Kommune in den letzten Jahrzehnten so genannte Gerätewagen Gefahrgut, also Spezialfahrzeuge mit teurem Equipment mit teils kurzer Haltbarkeitsdauer aufgrund strikter Sicherheitsvorschriften. Genau diese Fahrzeuge sollen zukünftig nicht durch Modelle ähnlicher Art ersetzt werden, sondern durch wesentlich kostengünstigere Mehrzweckfahrzeuge (MZF), wie es in Laasphe und Netphen bereits geschehen ist. Auf denen wird für ABC-Einsätze zukünftig so viel Material verlastet sein, dass die Feuerwehren nach wie vor kleinere Gefahrenlagen - typischerweise das Auslaufen von Betriebsmitteln aus Fahrzeugen -  allein abarbeiten, also den sogenannten "Grundschutz" gewährleisten  können. Wenn größere Gefahren drohen - beispielsweise durch austretende Giftstoffe, sei es aus einem Kesselwagen oder aus einem Tanklastzug, werden die Feuerwehren nach wie vor auf spezialisierte Verstärkung aus Nachbarkommunen bauen. Die Erfahrung vergangener Großeinsätze der Kategorie "ABC 3 oder 4" - darunter fielen in der Vergangenheit mehrere Einsätze auf Kreuztaler Bahngebiet - hat gezeigt, dass mit den alarmierten ABC-Zügen Unmengen an Personal und Fahrzeugen aus Nachbarkommunen zur Einsatzstelle beordert wurden, die währenddessen andernorts für den Brandschutz fehlten, aber im aktuellen Einsatz entbehrbar gewesen wären.

Klasse statt Masse

Zukünftig wollen die Feuerwehr stattdessen auf "Klasse statt Masse" setzen und wenige Experten mit den Mehrzweckfahrzeugen zur Einsatzstelle schicken, die dann gezielter und damit effizienter eingesetzt werden können. Zu berücksichtigen sind im Kreiskonzept aber auch weitergehende Beschaffungsvorgaben des Landes, die sich im Kreis Siegen-Wittgenstein derweil in der Umsetzungsphase befinden: Der erste von drei kreisweit zu beschaffenden Messtruppfahrzeugen steht kurz vor der Auslieferung, zwei weitere werden noch in diesem Jahr folgen. Die drei Fahrzeuge werden in  Wilgersdorf, Dreis-Tiefenbach und Aue-Wingeshausen untergebracht sein. Das bereits bei der ABC-Messgruppe Siegen stationierte Spezialfahrzeug "ABC Erkunder" wird im Sommer durch ein weiteres Fahrzeug dieser Art ergänzt. Die fünf genannten Fahrzeuge und ihr Personal werden dann den vom Land geforderten "Messzug NRW" bilden. Als Ersatz für den in Siegen stationierten Gerätewagen-Gefahrgut (GWG 2) wird vermutlich im Jahr 2014 ein Abrollbehälter (AB ABC) beschafft werden, der ebenso wie der bereits vorhandene Abrollbehälter "Dekon V" für die Dekontamination von Menschen an Einsatzstellen mit einem Trägerfahrzeug vor Ort gebracht werden kann. Der bislang in Gosenbach beheimatete Dekon P-Wagen, für die Dekontamination von Einsatzkräften konzipiert, wird bald nach Erndtebrück umgesetzt.

Mehrzweckfahrzeug auch für Ferndorf

In der Feuerwehr Kreuztal gelten die Einsatzkräfte aus Ferndorf und  Kredenbach als Spezialisten für den Umgang mit gefährlichen Stoffen und Gütern. Der in Ferndorf stationierte Gerätewagen Gefahrgut (GWG 1) wird - wenn er ausgesondert werden muss - durch ein deutlich flexibler einsetzbares Mehrzweckfahrzeug (MZF) ersetzt werden. Als Teil des ABC-Zuges Siegerland-Nord werden die Einsatzkräfte aus dem Ferndorftal außerdem darüber nachdenken müssen, wer von ihnen bei einem ABC-Zugalarm mit ausrückt. Ganz unabhängig von der Spezialisierung bleibt eine Tatsache im ABC-Konzept jedoch nach wie vor unberührt: Bei einem solchen Einsatz im eigenen Stadtteil ist die dort beheimatete Löschgruppe auf jeden Fall mit im Boot.   bjö


Bilder

Das Motiv zeigt einen ABC 4-Einsatz im Jahr 2007 auf dem Kreuztaler Rangierbahnhof, hier bei der Dekontamination von Einsatzkräften nach Austreten von Gefahrstoffen aus einem Kesselwagen.