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Kurzbeschreibung: Löschzug Kreuztal rettet einen 25-jährigen Mann nachts bei minus 17 Grad aus dem Ferndorfbach direkt gegenüber dem Feuerwehrgerätehaus. Fünf junge Männer leisteten als Ersthelfer großartige Arbeit.

Ausführlich: Bei Minustemperaturen um 17 Grad haben Feuerwehr und fünf Passanten in der Nacht zu Sonntag in Kreuztal einen 25-jährigen Mann aus dem Flussbett des Ferndorfbaches gerettet. Der Verunglückte war nach eigenen Angaben nach einem feuchtfröhlichen Lokalbesuch in Weidenau als Fußgänger ohne örtliche Orientierung in Kreuztal gelandet und dort beim Verrichten der Notdurft in Ufernähe des Ferndorfbaches mehrere Meter in die Tiefe in das Fließgewässer gerutscht. Der Student türkischer Staatsangehörigkeit mit Wohnsitz in Buschhütten schätzt im nachhinein, dass er dort rund eine halbe Stunde durchnässt versucht habe, sich selbst zu helfen. Nachdem die Helfer den Verunglückten in Richtung Ufer gezogen hatten, hievte ihn die Feuerwehr mit dem Korb der Drehleiter vollends an Land und übergab ihm den Rettungsdienst. Der leitete eine Erstversorgung des Patienten im Kreuztaler Feuerwehrgerätehaus ein, neben dem sich die Unglückstelle befand. Der Verunglückte lag gestern Mittag noch im Krankenhaus, ist wohl aber auf dem Weg der Besserung.  

Fünf junge Retter

Die fünf jungen Männer Dennis Marburger, Matthias Markwart, Sven Helsper, Tim Becker und René Schreiber befanden sich gegen 2.30 Uhr auf dem Heimweg von einem Kneipenbesuch in der Kreuztaler Innenstadt, als sie beim Passieren der Ferndorfbrücke auf der Siegener Straße Hilferufe hörten. Als sie daraufhin das Flussbett drei Meter tiefer inspizierten, entdeckten sie eine Person, die mit dem Unterkörper im Flussbett stand. „Man merkte, dass er nicht genug Kraft hatte, sich allein ans Ufer zu retten“, schildert Dennis (19) die ersten Eindrücke. Die Männer zögerten keine Sekunde, um dem Verunglückten koordiniert zu helfen: Während zwei Freunde am Brückenkopf verharrten und die Feuerwehr einwiesen, kämpften sich die drei anderen über ein Grundstück an der Bahnhofstraße durch Sträucher und über Zäune hin zur Uferböschung, um dem Verunglückten zu helfen. Der Drang zu helfen überwog gegenüber ihrer Angst, komplett mit ins Wasser gezogen zu werden. „Sobald wir ihn gepackt hatten, bekamen wir Eishände“, erinnert sich Sven. Mit leichten Schlägen auf die Wange bemühten sich die jungen Männer, den unterkühlten und durchnässten Mann wach zu halten. „Wir haben positiv aggressiv auf ihn eingeredet“, schildert Matthias die dramatischen Minuten; „wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er aufgehört, etwas zu machen“, umschreibt er die Kraftlosigkeit des Unfallopfers.

Wenige Schritte zum Einsatzort

Die Helfer der Feuerwehr mussten vom Gerätehaus nur wenige Schritte zu Fuß eilen, um die Unglücksstelle zu erreichen. „Das ging schon recht zügig“, erinnern sich die jungen Männer an die schnelle Hilfe durch geschultes Personal. Ein Feuerwehrmann stellte eine Jacke zur Verfügung; „doch ich hatte Probleme, ihm die Jacke anzuziehen, weil die Extremitäten schon steif waren“, erläutert Dennis seine Mühe, den Mann provisorisch aufzuwärmen. Die Entscheidung, den Patienten mit Hilfe der Drehleiter auf sicheren Boden zu holen, war rasch umgesetzt: Der Leiterpark näherte sich unterhalb der Straßenoberfläche dem Unglücksort. Mit vereinten Kräften zerrten die Helfer den stark unterkühlten Körper in den Korb, um ihn eine Minute später dem Rettungsdienst zu übergeben. Der leitete die Erstbehandlung in den geheizten Räumen des Feuerwehrgerätehauses ein. Ein weiterer Rettungswagen wurde nachgeordert, um sich um die ebenfalls durchnässten Helfer zu kümmern. Die hatten sich jedoch nach einer heißen Dusche und Kaffee im Aufenthaltsraum der Feuerwehr rasch wieder aufgewärmt und bedurften keiner weiteren medizinischen Betreuung.

"Helfen ist selbstverständlich"

Für die fünf jungen Männer, die beherzt reagierten, bestand im Augenblick des Entdeckens kein Zweifel an ihrem mutigen Eingreifen. Der 19-jährige René: „Man hat nicht wirklich nachgedacht, sondern reflexartig gehandelt. Wenn man helfen kann, ist es irgendwie selbstverständlich.“ Umso mehr ärgerten sich er und seine Freunde über andere Jugendliche, die zur gleichen Zeit am gleichen Ort das Geschehen mitverfolgt hätten, um sich dann lachend abzuwenden. René Schreiber: „Da ist mir fast der Kragen geplatzt.“ bjö

Bilder

Die dramatischen Momente, in denen Feuerwehrleute und private Ersthelfer den verunglückten Mann in den Korb der Drehleiter zerren. Der Korb versinkt teilweise im Wasser.
Der Verunglückte auf dem Weg auf sicheren Boden.
In rasantem Tempo transportierten die Retter den Unterkühlten in das benachbarte und beheizte Feuerwehrgerätehaus.
Zwei Rettungswagen parkten während des Einsatzes im Feuerwehrgerätehaus.
Die fünf jungen Ersthelfer wärmten sich im Gerätehaus mit Kaffee.