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24-Stunden-Schicht der Jugendfeuerwehr
11.10.2008
Weiße Rauchschwaden steigen aus dem Buschwerk neben der Dreifachturnhalle im Kreuztaler Schulzentrum empor. Penetrante Schaulustige kommen dem Spektakel gefährlich nahe, zücken ihre Handys zum Fotografieren und stören die Löschmannschaft, bis die sie harsch zurückweist und aus dem Gefahrenbereich vertreibt. Ein normaler Löscheinsatz für die Kreuztaler Feuerwehr? Nicht ganz: Die Mannschaft, die mehrere Atemschutzgeräte geschultert hat und an den Strahlrohren kämpft, trägt Jugendfeuerwehrkleidung, die Ältesten sind gerade volljährig. Wer genau hinguckt, merkt bald: Bei den drei gemeldeten Containerbränden, die binnen weniger Minuten mehrere Löschfahrzeuge ins Schulzentrum schicken, ist alles fingiert – vom aufsteigenden Kunstnebel bis zu den nervenden Passanten ist alles drehbuchartig eingeplant. Das Drehbuch umfasst immerhin 24 Stunden: So lang wie bei den „echten“ Feuerwehrkollegen einer hauptamtlich besetzten Feuerwache dauerte jetzt eine nachgestellte Einsatzschicht von 18 Jugendfeuerwehrleuten der Stadtfeuerwehr Kreuztal.
Schulungsraum wird Feldbettenlager
Der Schulungsraum des Kreuztaler Gerätehauses hatte sich für eine Nacht in ein Feldbettlager verwandelt, in dem die Nachwuchskräfte auf das Geheul einer Alarmsirene lauerten, die der Wachhabende in der Funkzentrale auslöste, wenn ein neuer Einsatz eingespielt wurde.
Insgesamt neun Einsätze beschäftigten die aus den drei Gruppen der Kreuztaler Jugendfeuerwehr zusammengestellte Mannschaft, Hektik inklusive: Als Tom Bernshausen und Bastian Irle auf der Drehleiter des Löschzuges Kreuztal zu einem Brandmeldealarm in der Stadthalle ausrückten, merkten sie erst unterwegs, dass sie im Eifer des Gefechts ihre Helme im Gerätehaus hatten liegen lassen. Auch die 18-jährige Yvonne Gommers hatte mit den Nerven zu kämpfen, als sie in der Funktion der stellvertretender Zugführerin gleich über zwei Funkkanäle kommunizieren musste: „Jeder sprach mich an und ich wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte.“ Mächtig ins Grübeln brachte die Jugendlichen auch ein Rettungseinsatz in der Köpfchenstraße, bei dem die (Stoff-)Katze auf dem Baum und deren Besitzerinnen auf einem Balkon ausgesperrt auf Hilfe durch die Feuerwehr hofften. „Zum Teil wusste man nicht, wie man die zur Verfügung stehenden Geräte gebrauchen musste, weil man sie noch nicht benutzt hatte“, resümiert Tom Bernshausen seine Erfahrungen bei den Einsatzübungen. Wann kommt schon ein Jugendfeuerwehrmann im normalen Übungsdienst in die Verlegenheit, die Einsatzmöglichkeiten der Drehleiter auszutesten? Bei einer verunglückten Person auf dem Vordach der Buschhüttener Deichwaldschule, die die Jugendfeuerwehr per Drehleiter zu retten hatte, war jedenfalls behutsames und umsichtiges Vorgehen mit dem schweren Gerät gefragt.
Viele wollen zur Feuerwehr
Als die Nachwuchskräfte kurz vor Mitternacht von einer erfolgreich beendeten Personensuche auf dem Buschhüttener Friedhof zurückgekehrt waren, schnellten in der Einsatz-Nachbesprechung die meisten Finger als Antwort auf die Frage hoch, wer sich solch einen Einsatzdienst später beruflich vorstellen könne. Zu diesem Zeitpunkt stand den Mädchen und Jungen der gemimte Verkehrsunfall beim Kreuztaler Klärwerk zur besten Tiefschlafphase um fünf Uhr morgens noch bevor; doch auch diese anderthalbstündige Strapaze meisterten die Jugendlichen ohne Motivationsabfall, allerdings mit reichlich anschließendem Schlafbedarf am Ende einer erdachten Dienstschicht, die es in Kreuztal in der Realität so schnell nicht geben wird: Die Stadtfeuerwehr Kreuztal hat erst vor wenigen Monaten eine erneute Sondergenehmigung des Regierungspräsidiums Arnsberg erhalten. Danach sind die freiwilligen Helfer so schlagkräftig, dass hauptamtliche Feuerwehrkräfte in der Kreuztaler Feuerwehr nach wie vor nicht nötig sind.
Die Fotos stellten Jens Pickhan, Bernd Rengert und Björn Hadem zur Verfügung. bjö