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Kurzbeschreibung: In der Stadtfeuerwehr Kreuztal sind fortan alle 245 Einsatzkräfte mit digitalen Funkmeldeempfängern ausgestattet, die bereits seit Ende September real alarmieren. Sie laufen für zwei Monate im parallelen Probebetrieb zu den 104 offiziellen analogen Meldeempfängern der Stadtfeuerwehr sowie der Sirenen im Stadtgebiet. Die analoge Technik wird voraussichtlich im Januar nächsten Jahres komplett abgeschaltet; die Einführung des Digitalfunk ist frühestens Ende 2009 denkbar. Ausführliches dazu, auf den Gesamtkreis Siegen-Wittgenstein bezogen, im anschließenden Text.

Ausführlich:„Für den einen oder anderen Feuerwehrmann bricht jetzt eine neue Welt an“, glaubt Bernd Schneider, Kreisbrandmeister des Kreises Siegen-Wittgenstein. In dieser Woche startet nämlich der Testlauf der digitalen Alarmierung von Feuerwehr, Rettungsdienst und weiteren Hilfsorganisationen im Kreis Siegen-Wittgenstein. Mit der Inbetriebnahme von insgesamt 4.083 digitalen Funkmeldeempfängern ist das Ende der Sirenenalarmierung der Feuerwehr nun eingeläutet: Nach zweimonatigem Testlauf der digitalen Alarmierung haben sowohl die 253 Sirenen als auch die analogen Funkmeldeempfänger im hiesigen Kreis vermutlich Anfang nächsten Jahres für den Feuerschutz endgültig ausgedient. In den kommenden acht Wochen empfangen die Helfer kreisweit ihre Alarmdepeschen auf doppeltem Wege, sowohl analog als auch digital. Außerdem sendet die Kreisleitstelle in Siegen nun viermal wöchentlich zu festgelegten Zeiten Probealarmierungen aus, anhand derer die Träger der neuen Meldeempfänger Fehlermeldungen sammeln sollen, an welchen Stellen und Standorten der digitale Impuls den Empfänger nicht erreicht hat. Eine 95-prozentige Erreichbarkeit in den besiedelten Gebieten des Kreises ist das Ziel der neuen Technik, die ein älteres System ablöst, bei dem immer mal wieder Alarmierungen nicht bei den Wehrleuten ankamen, weil die Empfangsstärke des Funkimpulses in manchen Tälern und Orten nicht ausreichend war.

Wehrführer Berthold Braun: "Grundgefühl optimistisch"

In Kreuztal, der zweitgrößten Kommune des Kreises, piepen die neuen handflächengroßen Digitalempfänger bereits seit einer Woche. „Vom Grundgefühl bin ich eigentlich optimistisch“, lautet der erste Eindruck des Kreuztaler Wehrführers Berthold Braun: Zumindest weiß er bereits von einer Rückmeldung, dass bei einer realen Alarmierung in der vergangenen Woche ein Feuerwehrmann, der sich gerade in Littfeld aufhielt, zwar keinen analogen, wohl aber einen digitalen Alarmimpuls empfangen hatte. Littfeld gehörte bis dato zu den problematischen Bereichen, wo eine Alarmierung nicht zuverlässig ankam. Auch im südlichen Siegerland, im Netphener Raum und an abgelegenen Orten in Wittgenstein hinkte die Alarmzuverlässigkeit des alten, analogen Systems den aktuellen Möglichkeiten der Digitaltechnik hinterher. Garanten für die zuverlässig hohe Erreichbarkeit der neuen Alarmierung sind 34 digitale Alarmumsetzer, von denen 30 bereits installiert sind, während vier weitere für eine spätere Feinabstimmung in Reserve vorgehalten werden. Und genau die Installation der Umsetzer war es, die zu einer Zeitverzögerung von mehreren Monaten geführt hatte: Während der Westdeutsche Rundfunk (WDR) seine Sendemasten zur Verfügung stellte, um von dort auch die Alarmierung der Hilfskräfte weiterzuschicken, gab es mit einem anderen Anbieter „heftigste Diskussionen“, so Kreisbrandmeister Bernd Schneider, um eine finanzielle Vergütung dieser Dienstleistung. Mittlerweile habe sich der Kreis mit dem streitbaren Betreiber auf einen „geringen Obolus“ geeinigt. Während die elf Städte und Gemeinden des Kreises die Anschaffung der neuen Meldeempfänger für die Helfer ihrer Kommune aus der eigenen Tasche bezahlen, teilen sich Kreis, Kommunen und die Träger des Rettungsdienstes die Investitionen in die Funkmasten.

Fahrzeugbezogene Alarmierung als Arbeitsprinzip

Die Umstellung auf digitale Alarmierung liege, so Bernd Schneider, bei einem Gesamtvolumen von 1,1 Millionen Euro. Eine „fahrzeugbezogene Alarmierung“ ist das Arbeitsprinzip, nach dem die Digitaltechnik ab sofort im Einsatz ist. Im Laufe der Planungsphase für das neue Kommunikationsmodell, von dem schon vor vier Jahren erstmals die Rede war, mussten alle Wehrführer des Kreises individuell festlegen, welche Alarmschleifen für welchen Feuerwehrmann bestimmt sind. Viel differenzierter als bisher, sogar in der Unterscheidung von Nacht- und Tagschichten sowie einem zyklischen Wechsel der Alarmzuständigkeiten, kann die Leitstelle nun die Mannschaften für einen Einsatz zusammenstellen. Die empfangen fortan nicht über einen Funkspruch, sondern über einen Text auf ihrem Melderdisplay ihre Einsatzbefehle. Das neue System ist nicht nur abhörsicher, sondern auch – im Gegensatz zur analogen Technik – nicht manipulierbar. Fremdalarmierungen durch Überreichweiten oder durch Böswilligkeit technisch versierter Übeltäter sind nicht mehr denkbar. Dadurch, dass nun jeder Feuerwehrmann bei Bedarf erreichbar ist, ist eine Alarmierung über die Sirenen im Kreis Siegen-Wittgenstein nun hinfällig geworden. „Darüber war der eine oder andere Ortsvorsteher stinkig“, erinnert sich Bernd Schneider an so manche Diskussion im Vorfeld, die sich um zumindest einen bedenkenswerten psychologischen Aspekt rankte: „Die Sirenen hatten schlichtweg jenen Vorteil, dass die Bevölkerung die Feuerwehr durch heulende Sirenen noch deutlicher wahrnahm.“

Sirenen sollen betriebsbereit bleiben

Nicht nur für Bernd Schneider ist klar, dass die bestehenden Sireneneinrichtungen auch zukünftig betriebsbereit bleiben sollten, nämlich zur Warnung der Bevölkerung. Er hofft, dass Land und Bund beizeiten eine Marschrichtung vorgeben, mit welchen Sirenensignalen sie zukünftig auf Gefahren oder Unglücke hinweisen werden, über die sich die Bevölkerung beispielsweise durch Anschalten ihres Radios weiter informieren könnten. Auch Wilnsdorfs Wehrführer Christian Rogalski warnt vor einer überschnellen Abschaltung der Sirenen, die zwar regulär für eine Feuerwehralarmierung in der Tat nicht mehr nötig seien, die er aber „als Rückfallebene“ im Fall von technischen Problemen bei der digitalen Alarmierung beibehalten werden sollten. Wie optimal die neue Digitaltechnik im Kreis ihren Dienst tut, werden die nächsten Wochen der Probephase zeigen. Bad Laasphes stellvertretender Wehrführer Heinrich Meyer ist sich in einem jedenfalls sicher: „Das System lebt von der Erfahrung und wird in einem Jahr nicht genauso aussehen wie jetzt.“ Damit spielt er auf die Möglichkeit an, Alarmschleifen gegebenenfalls neu zu vergeben oder zu verändern, um die Alarmierung so effizient wie möglich zu gestalten. Immerhin sei das System „nicht gottgegeben, sondern menschengemacht“. bjö


Bilder

Kreuztals stellvertretender Wehrführer Jens-Volker Hein präsentiert einen der digitalen Melder.