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Kurzbeschreibung:
Einsatzübung für LG Ferndorf (Sirene), Rüstwagen Kreuztal (Melder), RTW Kredenbach, RTH Christoph 25 und Forstamt oberhalb der Grube Brüche; angenommene Lage: Person klemmt unter gefälltem Baum; ca einstündiger Befreiungseinsatz unter realen Bedingungen; Pressevertreter und Fernsehteam (WDR) vor Ort.

Ausführlich: Kredenbach. „Das war doch aufregender, als ich selbst gedacht hatte“, lautete das spontane Resümee von Oberforstrat Manfred Gertz, als die Dramatik von eben der Gemütlichkeit einer Verschnaufpause mit heißen Würstchen zu weichen begann. Der stellvertretende Leiter des Forstamtes Hilchenbach musste zwar während einer spektakulären Rettungsübung oberhalb der Grube Brüche nicht selbst mitanpacken, hatte aber das realitätsnahe Zusammenwirken von Rettungsdienst, Feuerwehr und Forst am Samstagvormittag mit angezettelt.

Sirenenalarm und Sondersignal

In einer Waldrettungsübung unter realen Bedingungen samt Sirenenalarmierung und Anfahrt mit Sondersignal bewiesen die Helfer ein fast reibungsloses Miteinander. „Wenn das auch im Ernstfall so laufen würde, wäre ich sehr zufrieden“, beurteilte Kreuztals stellvertretender Wehrführer Jens-Volker Hein das knapp einstündige Szenario an einer gefällten Buche. Unter deren tonnenschwerer Last war ein Forstarbeiter begraben worden. Forstwirt Meinolf Stötzel hatte sich für die Rolle des Verunglückten unter den dicken Stamm gelegt, der die Rettungskräfte vor eine logistische Herausforderung stellte.


Ein Forstmitarbeiter holte die Rettungskräfte vom Forstrettungspunkt 23 am Kredenbacher Krankenhaus ab, um sie dann zielgerichtet zur Unfallstelle zu lotsen. Foto: Jörg Büdenbender

Notruf über GPS

Den Notruf hatte eines der 16 im Hilchenbacher Forstamt beschafften Spezialhandys abgesetzt: Sie sind dort seit fünf Monaten als GPS-gestützte Notrufhandys im Einsatz, die die Koordinaten des aktuellen Standortes zukünftig an eine in Meschede installierte Notruf-Plattform absetzen soll. Entweder erfolgt die Alarmierung dann durch ein aktives Auslösen eines Notrufes; andernfalls schlägt ein im Telefon integrierter Bewegungsmelder Alarm, wenn er länger als 30 Sekunden keine Bewegung registriert. Um genau diese Technik auszuprobieren und zu demonstrieren, hatte das Forstamt die Rettungsübung anberaumt. Dementsprechend machte sich die Besatzung des Rettungshubschraubers „Christoph 25“ mit den über die Leitstelle durchgegebenen Koordinaten auf die Suche nach dem Notfallort im Waldgebiet zwischen Kredenbach und Müsen. Dass der „gelbe Engel“ aus der Luft zuerst knapp 500 Meter von der richtigen Stelle versetzt nach dem Einsatzort Ausschau hielt, habe ein „Formatierungsproblem“ beim Übertragen der Koordinaten in das Navigationsgerät des Hubschraubers offenbart, erklärte Manfred Gertz später. „Christoph 25“ landete schließlich auf einer Wiese 150 Meter von der Grube Brüche entfernt. 

Aus Feuerwehrkreisen war nach der Übung zu erfahren, dass der Hubschrauber im Falle einer realen Alarmierung nicht etwa die Unfallstelle selbst anfliegen soll, sondern den genannten Forstrettungspunkt, von wo aus eine Mitnahme des Rettungspersonals bodengebunden erfolgen soll.

Anders als am Übungsort zu erfahren war, ist die GPS-Technik in Meschede noch nicht aktiv, sondern soll frühestens 2008 an den Start gehen.

Forstrettungspunkt als Sammelstelle

Währenddessen hatte ein anderer Forstwirt, ebenfalls mittels Notfallhandy vom Unglück in Kenntnis gesetzt, den Rettungswagen und die Feuerwehrkräfte aus Ferndorf und Kreuztal am Kredenbacher Krankenhaus abgeholt. Dort befindet sich einer von 25 Forstrettungspunkten innerhalb der 6.000 Hektar großen Waldfläche des Forstamts Hilchenbach. Wird einer dieser Punkte als Treffpunkt genannt, soll bei Waldunfällen fortan ein zügiges Lotsen der Einsatzkräfte über ortskundige Forstmitarbeiter möglich sein. Am Unglücksort selbst herrschte besonnene Ruhe, aber ernste Konzentration, als ein Dutzend Feuerwehrleute sich Hand in Hand mit den Besatzungen von Hubschrauber und Rettungswagen sowie den herbeigeeilten Fortstmitarbeitern um eine zügige Befreiung des Eingeklemmten bemühte. Motorsägen heulten auf und Infusionen wurden gezückt, während Feuerwehr-Einsatzleiter Dirk Werthenbach, Löschgruppenführer von Ferndorf, seinen Helfern gezielte Arbeitsaufträge gab.


Ohne die Unterstützung von Rettungsdienst und Feuerwehr waren auch die geschulten Forstarbeiter hilflos, als ihr Kollege unter dem Baum eingeklemmt wurde. Foto: Jörg Büdenbender

30 Minuten technische Rettung

In 30 Minuten technischer Rettung leisteten die Helfer Maßarbeit. Bei so manchem Schnitt unter Spannung stehender Baumteile schauten die Wehrleute den Forstwirten bewundernd über die Schulter, während die Feuerwehrleute ihre Geräte wie Rettungsspreizer und Büffelwinde an den richtigen Stellen ansetzten, um die Last vom Verletzten zu nehmen. Etwa eine Stunde nach dessen Notruf war das Übungsziel erreicht, als Meinolf Stötzel behutsam ins Innere des Rettungswagens geschoben wurde. „Ein sehr gutes Ergebnis“ bescheinigte Manfred Gertz anschließend den Einsatzkräften – so gut, dass Meinolf Stötzel im Realfall „doch einige Überlebenschancen gehabt hätte“. bjö


Bilder

Ein erster Zugang zum Patienten, das Laubwerk ist noch nicht entfernt.
Hand in Hand funktionierte die Schnittaktion von Forst und Feuerwehr.
Dirk Werthenbach (links) koordinierte die technische Rettung in Absprache mit dem Notarzt.
Als das Laubwerk entfernt war, begann die Hubarbeit mit dem Spreizer.
Im Bild rechts unten ist die eingeschlossene Person erkennbar.
Das gäb`s im Einsatz sicher nicht: Michael Dreute vom Löschzug Kreuztal steht noch während der Rettung dem Lokalfernsehen des WDR für ein Interview zur Verfügung.
Schnittarbeiten
Einsatz der Büffelwinde zur Sicherung
Ein Rettungsassistent im Interview mit Radio Siegen.
Die eigentliche Rettung aus der misslichen Lage kann beginnen.
Der Rettungsdienst macht den Patienten transportfähig.
Abtransport zum RTW über mehrere hundert Meter Waldboden.