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In den Ärger um Feuerwehreinsätze zur Befreiung von Personen aus steckengebliebenen Aufzügen hat sich nun die Kreuztaler Stadtverwaltung eingeschaltet. Dezernent Reiner Tiepelmann, in der Stadtverwaltung zuständig für die Belange der Feuerwehr, will die Einsätze der Löschmannschaft dem Vermieter der Fritz-Erler-Siedlung als kostenpflichtig in Rechnung stellen. Damit will er der Tendenz Einhalt gebieten, dass die Feuerwehr als Erfüllungsgehilfe der Berliner Firma Otis herhalten muss, die die Aufzüge der Fritz-Erler-Siedlung im Auftrag der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) wartet. Otis soll wiederum ein Subunternehmen mit der Betreuung vor Ort betraut haben. „Wenn es Otis nicht hinbekommt, freuen wir uns über jeden Lösungsvorschlag“, kommentiert LEG-Pressesprecher Eric Thiel den Missstand. Bei 90 Standorten der LEG landesweit sei ihm „kein vergleichbarer Fall bekannt“, erklärte er.


Befreiungseinsatz im Juli: Dieser Mann wartete allein in der Kabine auf Rettung. Die Feuerwehr half.

Dezernent: "Keine Aufgabe für die Feuerwehr"

„Das ist keine ständige Aufgabe der Feuerwehr im Rahmen der Hilfeleistung“, ist sich Dezernent Reiner Tiepelmann sicher. Schon neun Mal musste der Löschzug Kreuztal in diesem Jahr deswegen in die Fritz-Erler-Siedlung ausrücken. Mehrfach hatte die Notrufzentrale der Firma Otis die Feuerwehr um Hilfe gebeten, weil ein Aufzugsmonteur nicht schnell genug für eine Personenbefreiung verfügbar war. „Durch die Häufung wird klar, dass da offensichtlich organisatorische Mängel des Vermieters vorliegen“, erklärte Tiepelmann. In wirklichen Notfällen übernimmt die Kommune als Träger des Feuerschutzes die Kosten eines Feuerwehreinsatzes. Nun drohen den Verantwortlichen mehrere städtische Rechnungen für die eingesetzte Mannschaft samt Fahrzeug. Erst Anfang dieser Woche eilten die Einsatzkräfte zweimal am gleichen Tag zur Kattowitzer Straße 3. Nachmittags trafen sie dort bereits einen Aufzugsmonteur an, der drei Eingeschlossene soeben aus der Kabine geholt hatte. Abends blieb im gleichen Haus erneut ein Aufzug samt Benutzer stecken. Die Feuerwehr legte die Anlage daraufhin still.


Für diese beiden Mädchen bedeutete  die Aufzugsfahrt ein wahres Abenteuer. Löschzugführer Stefan Knipp hob sie mit Muskelkraft aus der stecken gebliebenen Kabine.

Alarm war "Maßnahme zur Risiko-Minimierung"

Die Firma Otis rechtfertig die Alarme der Feuerwehr indes als „Maßnahme zur Risiko-Minimierung“, so deren Pressesprecher Rainer Janz. Über die Sprecheinrichtung hätten die Eingeschlossenen signalisiert, dass es ihnen nicht gut gehe. Darauf hin habe Otis die Feuerwehr um Hilfe gebeten. Trotz angeblichen Unwohlseins der Eingeschlossenen fuhr jedoch kein Rettungswagen in den Einsatz, sondern nur das Löschgruppenfahrzeug mit dem Spezialschlüssel. Auffällig bleibt außerdem der sprunghafte Anstieg solcher Hilfseinsätze für die Wehrleute seit Jahresbeginn, genau der Zeit nämlich, zu der Otis den Wartungsauftrag für die Aufzüge übernommen hatte.

Motivation der Einsatzkräfte in Gefahr

Auch in der Feuerwehr macht sich Ärger über die Befreiungseinsätze breit, bei denen Menschen nicht in unmittelbarer Gefahr schweben. „Normalerweise hätte es nicht so laufen dürfen“, bekam Wehrführer Berthold Braun nach den beiden letzten Einsätzen in einem Gespräch mit einem Verantwortlichen der Firma Otis zu hören. Kreuztals Löschzugführer Stefan Knipp sieht auch die Motivation seiner Einsatzkräfte in Gefahr, von denen immerhin zwölf Ehrenamtliche offiziell über Funkmeldeempfänger alarmiert werden, wenn die Feuerwehr zur Befreiung gerufen wird. Für Stefan Knipp ist klar, was die Firma Otis praktiziert: Ihren Wartungsvertrag führe sie „auf dem Rücken der Feuerwehr“ aus. bjö


Bilder

Die Benutzung der Aufzüge in der Fritz-Erler-Siedlung kann rasch zu einem Abenteuer samt Begegnung mit der Feuerwehr werden. Neunmal musste der Löschzug Kreuztal bis heute im Jahr 2006 ausrücken, um eingeschlossene Personen aus Aufzügen zu befreien.