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Seit Donnerstagnachmittag hat die Löschgruppe Kredenbach einen aktiven Feuerwehrmann mehr in ihren Reihen: Berthold Braun ist in den Schoß „seiner“ Einheit zurückgekehrt, aus der er vor über 18 Jahren als Leiter der Stadtfeuerwehr Kreuztal hervorging. Wieder in der Mannschaft mitzulöschen, hat er sich auch aus Verantwortungsgefühl vorgenommen: Er weiß nur zu gut, dass die Feuerwehr für jede Hilfe dankbar ist. Seit 2003 hat er als Stadtbrandinspektor die Verantwortung über 260 aktive Feuerwehrleute getragen.

14 Ratsmitglieder enthielten sich

Nachdem der Rat bzw. der Bürgermeister Walter Kiß den 65-jährigen Kredenbacher Berthold Braun aus seinem Ehrenamtsverhältnis entlassen hatte, votierte der Rat für die Wahl von Jan Kleine als Brauns Nachfolger. Aus formalen Gründen enthielten sich 14 Ratsmitglieder bei dieser Entscheidung, womit sie nicht an dem Kandidaten Kritik übten, sondern an dem formalen Prozedere ohne Einbeziehung des Feuerwehrausschusses. Einstimmig folgte der Rat indes dem Vorschlag, Berthold Braun zum Ehrenstadtbrandinspektor zu ernennen.

Ein Korso durch die Stadt

Im Korso sämtlicher Kreuztaler Feuerwehrfahrzeuge, angeführt von einer historischen Drehleiter mit Berthold Braun, Ehefrau Ulla und Sohn Florian in der Mannschaftskabine, hatte die Stadtfeuerwehr den Pensionär zuvor von Kredenbach zur Otto-Flick-Halle eskortiert.

Von dort wiederum marschierten seine Weggefährten mit ihm, begleitet von Marschmusik des Blasorchesters der Stadt Kreuztal, zu einer internen Feier im Kreis der Führungskräfte im Feuerwehrgerätehaus Leystraße. Dort überreichte ihm Kreisbrandmeister Bernd Schneider die höchste Auszeichnung für einen Feuerwehrmann: das Ehrenkreuz des Deutschen Feuerwehrverbands in Gold.

Mitgliedergewinnung bleibt großes Thema

„Wie kann ich Leute für das Ehrenamt gewinnen? Diese Herausforderung hat sich durch meine gesamte Amtszeit gezogen“, resümierte Braun. Wie bedeutsam sie bleiben wird, belegt der neue Brandschutzbedarfsplan, dessen Erstellung den Kreuztaler Feuerwehrchef in den vergangenen anderthalb Jahren intensiv beschäftigte und der in Kürze durch die politischen Gremien wandert: „Von der Technik her sind wir super aufgestellt“, konstatierte er im Hinblick auf eine hochmoderne Fahrzeugflotte; „aber was uns fehlt, sind eben die Leute.“ Diese nüchterne Feststellung ist allerdings genau so wahr wie die Tatsache, dass es der Kreuztaler Feuerwehr unter Berthold Braun gelungen ist, den Stamm an aktiven Feuerwehrleuten zumindest konstant zu halten. Verschärft haben sich indes Auflagen und Rahmenbedingungen. „Was mir aber noch mehr Sorgen bereitet, ist die Anzahl einsetzbarer Atemschutzgeräteträger“, führt Berthold Braun weiter aus. „Wir müssen uns fragen, welche Anreize wir den Leuten geben sollten, um wieder zu einer gewissen Fitness zu gelangen.“ An einem Vorbild mangelte es den Brandschützern jedenfalls nicht: Berthold Braun absolvierte zu seinem 50. Geburtstag eine 380 Kilometer lange Fahrradtour durch die Alpen und hält sich seitdem auf zwei Rädern fit – ohne Elektroantrieb, versteht sich: „Beim Fahrradfahren bin ich vor allem mit mir selbst beschäftigt, höre in mich hinein, schalte ab.“ Genau das will er nach seinem Feuerwehrruhestand vermehrt erleben.

Mahnung zum Miteinander

„Ein bisschen mehr Zusammenhalt“ – das wünscht er der Feuerwehr für die Zukunft. So manches zwischenmenschliche Problem habe sich früher nach offenen Aussprachen von selbst gelöst; heutzutage werde ein Wehrführer mit derlei Unstimmigkeiten konfrontiert, äußerte sich Berthold Braun nachdenklich. Als 16-Jähriger trat er der Feuerwehr Kredenbach bei. Der damalige Löschzugführer Otto Setzer förderte ihn nach Kräften; 1995 wurde Braun Setzers Nachfolger. Kurz nach seiner Ernennung zum Wehrführer 2003 musste Berthold Braun eine ganze Reihe schwerer Brandeinsätze leiten. Und als der Bruch einer Wasserleitung in Kredenbach im Jahr 2018 eine mehrtägige Wasserkrise im Kreuztaler Stadtgebiet auslöste, koordinierte Berthold Braun den längsten Feuerwehreinsatz der Kreuztaler Geschichte.

Er bleibt einsatzbereit

Was er in über 18-jähriger Chefposition hätte besser machen können? „Vielleicht das eine oder andere zu delegieren und nicht selbst zu machen“, spekulierte er selbstkritisch. Aber tatenlos zuzusehen, war noch nie sein Ding. Ist es auch jetzt nicht, wenn sein Nachfolger Jan Kleine in große Fußstapfen tritt. Berthold Braun: „Wir beide haben gewisse Dinge vereinbart, bei denen ich ihn zumindest am Anfang gern unterstütze.“ Berthold Braun bleibt also eines weiterhin mit Sicherheit: einsatzbereit. bjö


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