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Der Austritt großer Mengen nitroser Gase sorgte am Dienstagabend in Krombach für einen Großeinsatz für knapp 100 Einsatzkräfte der Stadtfeuerwehr Kreuztal sowie diverser Spezialkomponenten aus dem gesamten Kreisgebiet. Bei der Firma Umweltservice Lindenschmidt an der Krombacher Straße hatte um 18.37 Uhr die Brandmeldeanlage des Unternehmens angeschlagen; zunächst rückten daraufhin die Löschgruppe Krombach sowie die Drehleiter aus Kreuztal zum Unternehmen aus. Eine gelbliche Wolke über dem Betriebsgebäude des Neutralisationsbereiches wies den Einsatzkräften bereits den Weg, so dass die Leitstelle um 18.43 Uhr auf das Alarmstichwort ABC 3 erhöhte. Zeitnah erfolgte eine Warnung der Bevölkerung über die NINA-Warnapp, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Die Hagener Straße wurde in Höhe der Einsatzstelle für mehre Stunden für den Verkehr gesperrt.

Säuregemisch reagierte

Vor Ort stellte sich heraus, dass es in einem Tank in einem rund 11 Kubikmeter umfassenden Gemisch von Salpeter- und Flusssäure zu einer chemischen Reaktion gekommen war, bei der sich nitrose Gase bildeten. Die konnte sich in den ersten Minuten noch ungehindert in der Umgebung ausbreiten, bis sich - in diesem Fall glücklicherweise - ein heftiger Gewitterregen über die Einsatzstelle ergoss, der das Niederschlagen der Gase begünstigte. Die Feuerwehr begann rasch nach Eintreffen ebenfalls mit dem Niederschlagen des austretenden Gefahrstoffes und schickte Trupps unter Chemischutzanzügen zur Einsatzstelle vor. 

Dekontaminationsplatz unterm Dach

Angesichts des Starkregens günstig bot die Halle der Lkw-Waage des Unternehmens den Einsatzkräften eine befahrbar überdachte Möglichkeit, die Wehrleute auf ihren Einsatz unter CSA vorzubereiten und dort zugleich einen Dekontaminationsplatz aufzubauen. Eine Not-Dekon hatte zwischenzeitlich die Löschgruppe Eichen in der Nähe der Absperrgrenze errichtet; sie wurde aber nicht mehr eingesetzt. Die komplette Wehrführung der Stadtfeuerwehr war vor Ort und besprach mit Kreisbrandmeister Bernd Schneider und seinem Stellvertreter Sebastian Reh im Einsatzleitwagen des Kreises die notwendigen Maßnahmen. Mit Ingo Dirlenbach und Jan Kleine war ebenso die komplette Zugführung des Zuges IV der Stadtfeuerwehr, der für ABC-Einsätze spezialisiert ist, vor Ort. Ebenso der Chemie-Fachberater der Stadtfeuerwehr Dr. Achim Dewies, der zugleich Mitarbeiter der Firma Lindenschmidt Umweltservice ist. 

Miteinander von Betrieb und Feuerwehr

Der Einsatzerfolg ergab sich erneut aus dem guten Miteinander des Unternehmens samt anwesender Geschäftsführung mit der Feuerwehr. Die assistierte dem Unternehmen beim eigenständigen Abarbeiten der Reaktionslage: Die Infrastruktur der Unternehmens bot alle Möglichkeiten, den Gefahrstoff in einer mehrstündigen Aktion zu neutralisieren und damit die Reaktion nach und nach zum Stillstand zu bringen. 

Messkomponente im Einsatz

In einer Lagebesprechung gegen 21.30 Uhr wurde deutlich, dass die Einsatzlage nach und nach zurückgefahren werden konnte. Zwischenzeitlich war auch eine Messkomponente vor Ort, um an mehreren Stellen Schadstoffmessungen durchzuführen. Deren Freimessen war auch die Voraussetzung dafür, zeitnah wieder die B 517 als Ortsdurchfahrt für den Verkehr freizugeben. Gegen 23 Uhr war der Einsatz für die letzten Einheiten vor Ort beendet; angesichts des hohen Material- und Personalansatzes zog sich die Nachbereitung des Einsatzes bis in die Nacht hinein. Verletzt wurde bei dem Einsatz niemand. 

Genaue Ursache unklar

Was genau zu der heftigen chemischen Reaktion geführt, konnte die Geschäftsführung am Einsatzabend nicht genau definieren. In jedem Fall dürfte sich ein Stoff bzw. Reste davon in besagtem Behälter befunden haben, der ordnungsgemäß dort nicht hineingehörte. Ob eine fehlerhafte Beschriftung einer Charge ursächlich für den Zwischenfall war oder ein Irrtum in den Arbeitsabläufen stattgefunden hat, blieb bis zum Einsatzende unklar. bjö


Bilder

Diese gelbliche Wolke breitete sich über dem Littfetal aus.
Kreuztals stv. Wehrführer Thorsten Schreiber mit Kreisbrandmeister Bernd Schneider
Die Not-Dekon der Löschgruppe Eichen wurde später nicht mehr gebraucht und konnte zurückgebaut werden.
Ferndorfs stv. Einheitsführer Martin Kurz mit Dr. Achim Dewies, Fachberater Chemie der Stadtfeuerwehr Kreuztal.
Die Einsatzleitung unter Führung von Berthold Braun.