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Kater Snoopys morgendlicher Ausflug auf ein Eichener Hausdach (Hammerstraße/Ecke Hagener Straße) mit schnellem Happy End könnte alle Tierliebhaber zum Nachdenken anregen: Ist ein Einsatz der Feuerwehr immer nötig, um tierische Mitgeschöpfe aus vermeintlich prekären Situationen zu holen? Snoopys Besitzer jedenfalls hatten sich am Donnerstagmorgen dazu entschlossen, die Hilfe der Eichener Feuerwehr in Anspruch zu nehmen: Der fünfjährige Kater hatte die Gunst des Augenblicks ergriffen, über ein geöffnetes Dachfenster einen Ausflug auf das Schrägdach zu unternehmen. Dass er seit gut einer Stunde in Höhe des Schneefangs an der Dachkante in knapp acht Metern Höhe die Aussicht genoss, beunruhigte die Besitzer derart, dass sie glaubten, hier sei die Hilfe Dritter erforderlich. Die rückten in Form einer Mannschaft der Löschgruppe Eichen an und brachten eine tragbare Leiter in Stellung, um dem Tier zu helfen. Doch der Anblick der sich nähernden Hilfe reichte schon aus, um Snoopy zur Aufgabe zu bewegen: Noch bevor ein Feuerwehrmann nach oben klettern konnte, trennte sich der Kater von seinem Panoramablick und verschwand mit eleganter Leichtigkeit wieder im Dachfenster.

Wann ist ein Tier wirklich in Not?

Es ist das aktuellste Beispiel für Einsätze nicht nur der Kreuztaler Feuerwehr, bei der die Frage nach der wirklichen Notwendigkeit im Raum steht. Matthias Ebertz, Leiter der Feuerwehr Siegen, über diesen Einsatz: „Wenn eine Katze an einer Dachkante sitzt, dann ist das alles, aber keine Notlage.“ Er selbst erinnert sich an eine Katzenrettung, bei der er als junger Feuerwehrmann mit Muskelkraft in einen hohen Baum erklimmen sollte, um eine vermeintlich in Not befindliche Katze zu retten. „Und als ich ganz oben war, ist die Katze gesprungen.“ Bis zu zwölf Meter Höhe sei für eine Katze kein ernsthaftes Problem, beruhigt Matthias Ebertz überbesorgte Katzenfreunde; er selbst wohnt seit drei Jahrzehnten mit flauschigen Vierbeinern zusammen.

Geduld und Lockversuche

Ähnlich denkt auch Kreuztals Feuerwehrchef Berthold Braun, der gleichermaßen die Sinnhaftigkeit von Einsätzen rund um die vermeintliche Rettung von Tieren in Frage stellt: „Wo eine Katze hinaufgekommen ist, kommt sie in der Regel auch wieder herunter.“ Eine Ausnahme könne sein, so Ebertz, wenn Jungtiere sich womöglich verstiegen hätten ohne genau zu wissen, wie der Rückweg aussehen könnte. Auch spiele eine Rolle, wie lang ein Tier bereits auf einem Baum oder Dach hockt: „Unter Umständen muss man den Leuten auch mal sagen, dass sie etwas warten sollen.“ Geduld kann bei Tieren ebenso helfen wie vielleicht das Klappern mit dem Futternapf.

Einsätze können kostenpflichtig werden

Das bei der Kreisleitstelle fest hinterlegte Einsatzstichwort „Tier in Not“ führt eine technische Hilfeleistung nach sich, bei der entweder eine Drehleiter oder ein Löschfahrzeug mit mindestens sechs Mann Besatzung in Marsch geschickt wird. Ob wirklich eine lebensbedrohliche Notlage vorliegt, ist auch der entscheidende Faktor für die Frage, ob eine Kommune berechtigt ist, solch einen Feuerwehreinsatz für den Tierbesitzer kostenpflichtig zu machen. Matthias Ebertz: „Wenn einer seinen Papagei fliegen lässt und wir ihn einfangen sollen, muss er einfach etwas dafür bezahlen.“ Das sieht auch Netphens Wehrführer Sebastian Reh, zugleich stellvertretender Kreisbrandmeister, nicht anders: Wenn das Leben eines Tieres nicht akut bedroht sei, betrachte er den Einsatz der Feuerwehr als „Serviceleistung, die nicht zu Lasten der Steuerzahler bzw. der Arbeitgeber von Feuerwehrleuten gehen darf“. Ein Einsatz mit Mannschaft und Drehleiter könne dann schnell mal einige hundert Euro kosten.

Tiere haben Recht auf Rettung

Unstrittig ist hingegen, dass die Feuerwehr unentgeltlich hilft, wenn Leib und Leben von Tieren in Gefahr ist: Dazu zählte sicher das Reh, das vor vier Wochen in einem Stahlzaun in Kreuztal festhing und mit der Rettungsschere befreit wurde. Oder das Pferd, das in Netphen kopfüber im Futtertrog nur durch hydraulisches Gerät der Feuerwehr wieder seine Freiheit gewann. Auch die Entenfamilie im Vorfluter des Vorstaubeckens der Obernautalsperre zog einen unzweifelhaften Rettungseinsatz nach sich. Selbst die Taube mit gebrochenem Flügel in Siegen durfte sich dessen gewiss sein, dass womöglich der Anrufer wegen ihr keine Rechnung zu erwarten hatte. Jene Taube allerdings, die eine Anwohnerin in Krombach vor vier Wochen in der Dachrinne sichtete  und die bereits verschwunden war, als die Feuerwehr eintraf, konnte offenbar gern auf „Nachhilfe“ beim Verlassen ihres ungewöhnlichen Sitzplatzes verzichten. Kurzum: Menschliches Augenmaß ist bei tierischen Kuriositäten gefragt, um abzuwägen, ob die vielgeforderten Feuerwehrleute dafür in ihre Einsatzuniformen steigen müssen. Genau dieses Augenmaß wünschen sich ehrenamtliche wie hauptamtliche Einsatzkräfte allerdings auch von den Bürgern bei der Frage, ob ihre Hilfe wirklich vonnöten ist oder nicht. Menschliche Sorge dürfe nicht mit echter Gefahrenabwehr verwechselt werden. Matthias Ebertz diagnostiziert daher für überschnelle Notruf-Wähler: „Meistens haben die Leute die Notlage, aber nicht das Tier.“ bjö


Bilder

Der Eichener Kater Snoopy wagte einen Ausflug auf das Dach. Die Besitzer riefen die Feuerwehr.
Wenige Momente, nachdem die Feuerwehr die Leiter in Stellung gebracht hatte, verschwand Snoopy über das Dachfenster in der Wohnung - der Einsatz war damit beendet.